Putin der „Listen“-Schreiber / Der Listige / Der immerwährend Hinterlistige / Der Getriebene:
Putin, ein von der Mehrheit seiner „Schutzbefohlenen“ gewollter, weil gewählter Präsident – sagt er; ein Präsident, der auf die Verfassung seines Landes schwor, die er nach seinen Bedürfnissen geändert und missbraucht hat – sagen andere. Ein Präsident, der Verfassungsgemäß keinen Einfluss auf die Judikative seines Landes nimmt – sagt er; ein Präsident…, der sich weder in die inneren Angelegenheiten souveräner Nachtbarstaaten einmischt noch von völkerrechtswidriger Einflussnahme, durch, von allen Insignien befreiten Spezialeinheiten, der eigenen Armeen etwas weiß – sagt er. Ein Präsident, der im Syrienkonflikt an der Seite der teilnehmenden Kriegspartner nicht die Absicht verfolgt gegen die Bürgerkriegsgegner des herrschenden Unrechtregimes Assad’s zu kämpfen – sagt er. Ein Präsident, der wider besseres Wissen nicht glaubt, dass Assad’s Truppen die eigene Bevölkerung mit Giftgas bekämpft haben, noch die eigenen Spezialeinheiten (inkognito) ein ziviles Flugzeug der Malaysia Airlines, mit 298 Menschen, abgeschossen und damit ausnahmslos alle getötet haben – sagt er.
Vladimir Putin, ehemals Funktionär des russischen Geheimdienstes, hatte mit Jelzin, seinem präsidialen Vorgänger, sicher einen besonders geeigneten, weil ständig alkoholisierten, einem mit seinem Familienclan umfangreicher Korruption bezichtigten Befürworter seiner Nachfolge als Präsident. Vorgetäuschte Hilfsmaßnahmen wie russische Hilfskonvois in die von Russland befeuerten und betriebenen Konfliktgebiete mit der gegnerischen Anschuldigung auf diesem Wege auch die eigenen Truppen mit Gerät und Nahrung zu versorgen und vieles mehr begründen die unzähligen Vorwürfe der List und Tücke an Putin.
Strategisches Wechselspiel Putins mit seinen „Schutzbefohlenen“. So wie in der schwärzesten Herrschaftszeit Stalins, weist das System „Putin“ oppositionelle Kräfte mit unvermittelter Härte in seine Schranken. Die zum Teil subversiv eingesetzten Mittel und Maßnahmen verfolgen offenkundig das Ziel einer permanenten Destabilisierung aller Systemgegner. Sowohl in der eigenen Bevölkerung, als auch bei Verbündeten und nicht zuletzt auch bei erklärten Gegnern auf der Weltbühne werden Widerstände provoziert, die eigenenes Handeln respektive dessen Konsequenzen rechtfertigen sollen.
Entstehung Putins Weltbild:
Die Konsequenzen stalinistischen Strebens nach Deutung und Bedeutung zeigen sich insbesondere in der Gegenwart durch und in dem Handeln der, in der Figur Putin personifizierten Grundhaltung, der „russischen Seele“. Die gewählte Darstellung steht für eine „mental eingegrabene“ Daseins- und Sehnsuchtsdenke, deren fundamentaler Anspruch allzu gerne vom Westen ignoriert und im besten Falle als nicht wesentlich deklariert wurde. Putin ist damit aufgewachsen, dass der „Westen“ vermeintlich über den Dingen stehend, den „Osten“ zu reglementieren und zu lenken versuchte. Putin ist damit aufgewachsen, dass die ihn prägenden Weltanschauung im Westen sanktioniert und „verteufelt“ wurde. Am 25. April 2005 fasste Putin alles das in einem Satz zusammen sorgte für Irritationen im Westen und bei Verbündeten, als er in einer landesweit vom Fernsehen übertragenen Rede vor der Duma „den Fall der Sowjetunion“ als „die größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts“ bezeichnete.
…weil‘s gesagt werden musste!
Das Gemälde, „Was gesagt werden muss“, zeigt im Hintergrund des Mahnmals von Hiroshima, Günter Grass, der mit erhobenem Zeigefinger den originären Anspruch eines Künstlers, Missstände aufzuzeigen, anzuprangern, zu mahnen und zu ermahnen, gerecht wird. Das Resultat seiner Mahnung jedoch – man mag es bezogen auf einen derart etablierten und mit höchsten Auszeichnungen bedachten Künstler mit weltgeltender Reputation kaum glauben – war ein Aufschrei jener, die Kraft ihres Daseins künstlerischer Freiheit und freier Meinungsäußerung das Wort reden.
Die Anfeindungen und kunstzerstörenden Angriffe auf die Person und das Werk des Künstlers war durchsetzt von einem explosiven Atem falschverstandener Führsorge des Schuldners, von seiner missverstandenen Loyalität und deplatzierter Pietät, von einer buchhalterischen Performance.
Wer, frage ich, wenn nicht Günter Grass, hätte das Gesagte sagen dürfen. Das tragische in diesen Tagen war, dass Künstler, die es besser wissen sollten, nach Sanktionierung der Kunst riefen. Richtig ist und bleibt: Unrecht rechtfertigt kein Unrecht; insbesondere dann nicht, wenn man kraft gesellschaftlicher Normen Unrecht bekämpft.