Die Cloud

Die Cloud, im Zusammenhang mit Computing-Speicher, ist inzwischen ein geflügelter Begriff. Man versteht darunter eine Datenwolke, welche ein gigantisches Volumen an Informationen in einem virtuellen Raum zusammenfasst. Der Nutzen für den Einzelnen ist erklärterweise offenkundig und so verheißen uns einige, dies sei ein „Segen für die Menschheit“. Jedoch bei Licht betrachtet sind es eben diese zusammengeführten Daten, die entweder als Text- oder Bildinformation, umgewandelt in digitale Daten, ein schier unüberschaubares Erkenntnispotenzial in sich bergen. Alle derart zusammengeführten Daten, geben detailliert Auskunft über Verhaltensmuster oder darauf aufbauend – was im Übrigen noch problematischer ist –, via Algorithmus ermittelbare Reaktionsmuster. Man muss kein „Verhaltens-Theoretiker“ sein, um sich auszumalen, was da noch alles geht.

Meine Intension als Künstler ist es an dieser Stelle, wenngleich einen denkbar kleinen, so doch überhaupt einen Anstoß zum Nachdenken zu geben. Nachdenken darüber, ob es wirklich Not tut, der Menschheit aber auch jede Ingredienz aus meinem Alltag zu offenbaren. Bereits in dieser Erkenntnis und mit dem Wissen, dass schon eine beliebige Vorliebe den Einzelnen charakterisiert und damit vieles preisgibt, sollte zum Nachdenken zwingen. Nachdenken darüber, inwieweit ich es vor mir selbst vertreten kann, Organisationen wie Microsoft, Google, Facebook, Apple, Amazon usw., auch nur im Geringsten, derart persönliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Sich in Goldgräberstimmung befindende Unternehmen also, die wir bestenfalls dem Namen nach kennen und folglich kaum in der Lage sein werden, sie ob ihrer möglicherweise umfangreichen Möglichkeiten und mehr noch, ihrer weitreichenden Absichten zu beurteilen. Wir sprechen über multilateral agierende Konzerne mit Netzwerken, die die gesamte Welt engmaschig umspannen, mit dem Gut „meine Persönlichkeit“, in den Stand versetze, mich über berechenbare Handlungsmechanismen in breit gefächerte Handlungs- und Reaktionsmuster einzuordnen. Die in einer Cloud gesammelten, im Wortsinn, ungeheuren Datenvolumen beherbergen Informationen über uns – über mich, der ich diese persönlichen Daten preisgebe –, welche meine, unsere Zukunft, gewissermaßen, Placenta gleich, in sich tragen. Und genau hier beginnt das Problem: Wer kennt nicht diesen unsäglichen Spruch: „Wer nichts zu verbergen hat, dem kann das doch…!“ Die Crux hierbei ist allerdings, dass in dem was der Einzelne preisgibt eben das verborgen liegt, was ihm selbst überhaupt nicht bewusst sein muss, möglicherweise überhaupt nicht bewusst sein kann. Ja, weil es aus der Sicht des Betroffenen möglicherweise Grundlagen für Ereignisse sind, welche in der Zukunft liegen und dieser aufgrund fehlender Hinweise darauf, keine Kenntnis davon hat und er oder sie demnach ausbleibende Erkenntnisse nicht verifizieren kann.

Wem ist nicht auch noch aus seiner Schulzeit vertraut: „Alles im Leben ist Mathematik!“ Wir wissen, dass alles was wir haptisch, visuell und akustisch, also sensorisch wahrnehmen, auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruht und alles was in die richtige, auf Logik basierende Gesetzmäßigkeit zueinander positioniert wird, ein praktisch verwertbares Ergebnis zur Folge hat.

Ich frage mich, ob alles, was technisch möglich ist, auch von mir genutzt und umgesetzt werden muss. Soweit und sobald ich das bejahe, erkläre ich mich zum Täter. Die Opferrolle kann ich spätestens jetzt nichtmehr für mich in Anspruch nehmen.

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