Dieser Blog-Beitrag nimmt Bezug auf eine etwa 25 mm dicke und ca. 16 m² große Gummimatte. Diese Matte liegt als Last- und Rolldämpfer vor der Lagerhalle einer Spedition in einer Kleinstadt in NRW, Deutschland. Mit Gewebe und Metalldraht armiert, absorbiert sie extreme Kräfte und dient dem Schutz des darunterliegenden Verbundsteinpflasters, gegen Zerstörung.
Nicht mehr und nicht weniger.
Und dennoch ist sie für den Künstler ein Synonym für die globalisierte Welt. Sie trägt die physischen Spuren des Welthandels und das im Wortsinn.
Lastkraftwagen, jeweils beladen mit zig Tonnen Qualitätsstählen, unterschiedlichster Verarbeitungszustände, mit Herkunftsorten oder Bestimmungszielen aller Kontinente, passieren den Belag täglich und visualisieren sowohl durch ihr Gewicht, als auch durch Bestandteile ihrer Oberflächen „ein-hier-gewesen-sein“. Diese Transportgegenstände hinterlassen mit ihren Spuren auf der Gummimatte einen Hinweis auf ihre Last, ihre chemischen Bestandteile. Ja selbst physische Spuren ihrer Herkunft.
Beim Durchqueren von aktuellen und zwischenzeitlich mehr oder weniger befriedeten Kriegsgebieten; vorbei an noch funktionierenden und/oder
todbringenden Kraftwerken; vorbei an Flüchtlingsschlangen wie nach den großen Weltkriegen; vorbei an, durch Unwetter abgeknickten Strommasten und Erdrutschen; vorbei an Überschwemmungsgebieten; vorbei an, vom Sturm abgedeckten Häusern und umgeknickten Baumbeständen; vorbei an großflächigen Waldbränden, zwängt sich mit alledem kontaminierter und mit Regenwasser getränkter Staub in die Profile ihrer Reifen und lasiert die Oberfläche ihrer Fahrzeuge.
Lkw aus Spanien, Marokko, Jordanien, Griechenland, Zypern, Italien, Slowenien, Tschechien, Österreich, Polen, Estland, Schweden, Dänemark, Norwegen, Russland, Rumänien, Bulgarien, Portugal, Spanien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Türkei, Ukraine u.v.m. bewegen sich hin und weg von ihren Bestimmungsorten.
Sie werden be– und entladen an Frachthäfen wie Rotterdam oder Hamburg mit riesigen Containern aus oder nach Taiwan, China, Südafrika, Brasilien, Vietnam, Korea, Indien usw. und passieren anschließend oder zuvor ebenfalls für einen Umschlag, die hier bedeutete Gummimatte. Traktiert vom weltumspannenden Stahlhandel bildet diese Gummimatte, reduziert auf ihre Bestimmung, dass Los unseres Planeten ab.
Flexibel und ausdauernd belastbar – Grundeigenschaften des im Wesentlichen verwendeten Industriekautschuks, dem Basisstoff dieser Gummimatte – hinterlässt ihre stete und indifferente Beanspruchung durch Quetschen, Pressen, Dehnen, irreparable Verletzungen. Chemische Einflüsse wirken potenziell ebenso nachhaltig und zerstörend auf sie ein. Doch spricht man mit den Fahrzeugführern, die die besagte Matte überfahren und auch mit den Mitarbeitern der Spedition, welche die Fahrzeuge über die Matte in die Halle lotsen, so ist das Urteil einhellig: „Diese Gummimatte hält ewig!“
Nun, gemeint ist wohl, „jene Ewigkeit“, die die eigene Lebenszeit in Aussicht stellt. Eine Ewigkeit, die wir bezogen auf die Halbwertzeit unseres Planeten ebenfalls immer mal gerne bemühen, nach dem Motto: Nach uns die Sintflut!“ Das hat dieser Lastenschutz mit unserem Planeten gemeinsam. Auch hier erkennen wir, vergleichbar den Narben, Rissen, Quetschungen der besprochenen Gummimatte, durch ständiges und unkontrolliertes Einwirken, Veränderungen an der Oberfläche.
Wir sind in der Lage eine irreparable Zerstörung der Gummimatte unter Berücksichtigung der bekannten Einflüsse im Voraus zu berechnen. Diese Matte können wir im Bedarfsfalle gegen eine neue auswechseln. Auch das Versagen unseres Planeten können wir mathematisch mit einer mehr oder minder großen Genauigkeit vorhersagen. Unser Planet allerdings unterscheidet sich von der Gummimatte im Wesentlichen dadurch, dass kein Ersatz in Sichtweite ist.